Depression ist Überlastung
Depression – was ist das?
Depressionen werden in der Psychiatrie zu den psychischen Erkrankungen gezählt. Von Depressionen wird laut ICD-10 gesprochen, wenn Niedergeschlagenheit, Traurigkeit und Antriebslosigkeit, die mindestens zwei Wochen anhalten und mehrere Monate andauern können. Für das gelebte Leben greifen solche allgemeinen Definitionen viel zu kurz.
Wer beschreibt die Niedergeschlagenheit in welcher Weise?
- Depressive Menschen beschreiben Gefühle tiefer, oft vermeintlich grundloser Traurigkeit, aber auch ein Gefühl der Gefühllosigkeit bzw. des Nichtfühlens.
- Nahestehende Personen – Angehörige und Freunde sind oft hoffnungslos überlastet. Sie beschreiben Ohnmacht, Wut, Erschöpfung, aber auch Tatkraft und Kreativität
- Das Helfersystem definiert die Niedergeschlagenheit, die Melancholie und das enorme Rückzugsbedürfnis als Krankheit
Lesen Sie auch den Text zur Dauer der Depression.
Depressionen können tödlich verlaufen – unbedingt lesen:
Leider kommt es im Zusammenhang mit Depressionen zu Selbsttötungen. An dieser Stelle ein Hinweis. Diese Internetseite ist natürlich weder ein Ersatz für eine ärztliche Diagnostik noch für eine Therapie. Holen Sie sich unbedingt Hilfe. Denn:
Bei Suizidgedanken geht es tatsächlich nicht um den Wunsch, zu sterben, sondern um die Sehnsucht nach einem guten, erfreulichen Leben. Diese Tatsache ergibt sich aus Interviews mit Menschen, die vorgehabt hatten, ihr Leben zu beenden.
Hinweis: Sollten Sie den Gedanken oder den Impuls haben, Ihrem Leben ein Ende zu setzen, wenden Sie sich bitte an die Telefonseelsorge, Ihren Arzt bzw. an den Notarzt unter 112. Teilen Sie anderen Menschen mit, dass Sie Hilfe benötigen – Sie werden Hilfe bekommen.
Für ein erfreuliches Leben können Sie sofort wirksam werden und dabei Unterstützung finden
Die heutige Psychologie / Psychiatrie ist in Verbindung mit einem starken psychosozialen Hilfenetz in der Lage, für jede noch so ausweglos wirkende Situation eine Perspektive aufzubauen – und sogar äußerst verzweifelte Menschen in ein Leben zu begleiten, das sie gerne leben. Sehen Sie sich hierzu bitte auch diese Internetseite zum Thema anders weiterleben statt Suizid zu begehen an.
Ich baue diese Internetseite auf, um das vorhandene Wissen und Forschungsergebnisse sowie Literatur zum Thema Depressionen an einer zentralen Stelle zur Verfügung zu stellen. Außerdem teile ich hier Erfahrungen aus dem Zentrum für Systemische Supervision Frankfurt, wo ich Supervision für Menschen mit der Diagnose Depression sowie für Psychotherapeuten und Ärzte anbiete.
Fachliche Definitionen von Depressionen, wie sie von Ärzten und in Kliniken verwendet werden:
Hier kommen Sie zu den Leitlinien, in denen Depressionen näher beschrieben sind.
Warum bringt uns der aktuelle Diagnosebegriff nicht weiter?
Die statischen Definitionen des Gesundheitssystems depressiven Verhaltens lassen keinen anderen Zugang zu den Menschen zu. Sie definieren: hier wir, die Gesunden, dort die Depressiven. Wir behandeln sie – und sie erwarten von uns (Pharmaindustrie/Behandler) Heilung.
Die Defizit-Diagnostik eignet sich für nicht lebende Systeme, z. B. Kraftfahrzeuge
Wenn das Phänomen der Depression als statischer Zustand definiert ist, gleicht der Depressive einem trivialen System oder Objekt, das einfach nur einer Reparatur, einem Bauteil-Austausch oder einer geänderten Kraftstoffrezeptur bedarf, um wieder zu funktionieren. Dies aber ist genau das Dilemma der von Traurigkeit betroffenen Menschen: die Angst davor, auf ein verkümmertes Funktionskonzept reduziert, in ihrem Schmerz nicht gesehen zu werden.
Menschen in Phasen der Niedergeschlagenheit benötigen attraktive Angebote.
Wie ändert sich mit der Beschreibung von Depression die gesamte Situation?
Nehmen wir an, die Gesellschaft würde einen zumindest teilweisen Konsens finden: Menschen, die als antriebslos eingeordnet werden, benötigen aus welchen Gründen auch immer vorübergehend erheblich mehr Rückzug und Kraftsammlung als andere Menschen.
Was ergibt sich aus einer solchen Beschreibung?
Der erschöpfte Mensch „darf“ sich hinlegen und zurückziehen. Es findet kein reflexhaftes Programm von Beschäftigungstherapie statt, in dem vor allem das Behandlungsssyem eine Entlastung findet: immerhin haben wir alles versucht.
Johannes Faupel
Autor: Johannes Faupel
Position: Partner im Zentrum für systemische Supervision Frankfurt
- Fachrichtung: Systemischer Therapeut und Berater SG, IGST, Fachbuchautor Springer Gabler
- Zertifizierung: Systemische Gesellschaft (SG) und Internationale Gesellschaft für Systemische Therapie (IGST), Fachbuchautor Springer
- Akkreditierung als Fachjournalist DFJV für die Fachbereiche Medizin, Gesundheit, Technik, Wissenschaft und Bildung beim Informationsdienst Wissenschaft IDW
- Profil bei LinkedIn
- Profil bei Brainguide
- Profil bei Kress-Köpfe
- Publikationen: Burnout-Prävention und -Intervention, Springer, 2020, Gedankenwohnung und Gedankentaxi, Exponere-Verlag
- Veröffentlichungsdatum: Februar 2021